Leben ist Bewegung

Nicola Hinken, Physiotherapeutin, Heilpraktikerin, aber vor allem und aus vollem Herzen Osteopathin und Hypnosetherapeutin, im Interview.

Liebe Frau Hinken, Sie tragen heute den Titel „Osteopathin“.

Können Sie uns Ihren Werdegang beschreiben?

Sehr gerne. 1989 habe ich meine Ausbildung zur Physiotherapeutin beendet und in diesem Beruf gearbeitet. Anschließend habe ich an vielen Fortbildungen teilgenommen und mich 1996 als Physiotherapeutin in Reckenfeld selbstständig gemacht. 2003 habe ich dann meine Ausbildung als Osteopathin und als Heilpraktikerin abgeschlossen. Seit 2014 bin ich nun in Emsdetten in meiner Praxis „Balancepunkt“ an der Nordwalder Straße aktiv.

 

Warum arbeiten Sie nun nicht mehr als Physiotherapeutin und fokussieren sich hauptsächlich auf die Osteopathie?
Nach meinen physiotherapeutischen Behandlungen waren die Ergebnisse leider häufig nur kurzfristig zufriedenstellend. Viele meiner Patientinnen und Patienten kamen mit identischen Beschwerden zurück in meine Praxis. Und dann waren natürlich beide Seiten enttäuscht. Ich habe versucht über noch mehr Fortbildungen bessere Ergebnisse zu erzielen. Auch das hat nicht viel besser gewirkt. Meine Dozenten gaben mir den Rat, den Patienten umfangreiche Übungen zu geben. Offen gesagt stand ich diesem Rat skeptisch gegenüber. Zu dieser Zeit begeisterte ich mich immer mehr für die Ansätze der Osteopathie. Und startete gleich mit meiner Ausbildung.

 

Was begeistert Sie so an der Osteopathie?

Im Gegensatz zur Physiotherapie legt, nach meiner Auffassung, die Osteopathie den Fokus stärker auf die Ursachen der Beschwerden. Meine Behandlung geht also über die Beseitigung des Symptoms hinaus. Dies erschein mir ein umfänglicherer Ansatz zu sein. Viele durchaus Interessierte trauen sich nicht an die Osteopathie heran. Manche verorten Sie gar im esoterischen Bereich. 

 

Aber was bedeutet die Osteopathie wirklich?

Osteopathie ist eine eigenständige Form der Medizin, die dem Erkennen und Behandeln von Funktionsstörungen dient. Die Behandlung erfolgt ausschließlich mit den Händen.

Der Mensch wird in seiner Gesamtheit betrachtet – zum einen in der Einheit von Körper, Geist und Seele und zum anderen in seiner körperlichen Einheit auf allen Ebenen. Patienten kommen oft zu mir und berichten, dass sie sich nicht gut fühlen. Beim Arzt wurde bereits „alles“ untersucht und es wurde nichts gefunden. 

Das ist der Aufschlag für mich als Osteopathin, denn in der Regel stellen sich in meiner Anamnese Funktionsstörungen als Ursache heraus.

 

Wie läuft eine Osteopathie-Behandlung bei Ihnen ab?

Zu Beginn wird die Auftragslage besprochen. Was soll besser werden? Danach erfolgt eine Anamnese und die Klärung der Symptome: Seit wann haben Sie die Beschwerden, wie sind sie entstanden, wann verschlechtern sie sich und wann verbessern sie sich eventuell? Aber natürlich erfrage ich auch, was schulmedizinisch schon abgeklärt wurde. Ob es Vorerkrankungen, Operationen oder Unfälle in der Vergangenheit gab und welche Medikamente eingenommen werden. Manchmal mache ich auch ein Vorher/Nachher-Foto von der Schwachstelle des Körpers, um anschließend zeigen zu können, wo sich die Verbesserung eingestellt hat. Meine Patientinnen und Patienten sind dann erstaunt, dass die Besserung tatsächlich auf dem Foto sichtbar ist.

 

 

Nach der Anamnese folgt der Befund: 

Ich betrachte das System/den Körper und bewerte, was er mir zeigt und wo die Einschränkungen ihren Ursprung haben. In 90% der Fälle kann ich bereits an der Haltung sehen, wo das Problem liegt.

Es folgen dann noch Bewegungs- und Sicherheitstests. Anschließend erfolgt der Tastbefund. Ich nehme Verbindung mit dem Körper auf, beginnend am Schädel. Dadurch knüpfe ich Kontakte zu allen Bindegewebsstellen und kann direkt die Spannungen spüren.

 

Mein Ziel ist es herauszufinden, wo das Grundproblem liegt und/oder ob es mehrere Ursachen gibt? Bei vermeintlichen Rückenschmerzen, kann es zum Beispiel sein, dass eine Funktionsstörung im Bauch vorliegt, die sich auch auf die Arbeit im Darm auswirkt. Deshalb wird anstatt am Rücken dann erst am Bauch gearbeitet.

 

Wenn die primäre Dysfunktion erkannt ist, folgt das „Teamwork“ mit dem Patienten. Dabei muss der Patient selbst vordergründig nichts tun. Der Körper „arbeitet“ nach einer Signalsetzung von mir an dem besagten

Punkt am Körper, von alleine.

 

Dieser Ablauf der Behandlung erfolgt meist in einem einzigen Termin. Bei einem zweiten Termin kann der Eingangsbefund von mir kontrolliert werden. Es muss eine Veränderung gegeben haben. Somit reichen meist zwei Termine schon aus, um eine Verbesserung herbeizuführen. 

 

Treten bei dem Patienten auch Reaktionen nach einer Behandlung auf?

Ja, und das sollen sie auch. Bei der Heilung kommt Bewegung in Körperteile, die lange nicht in Bewegung waren.

 

Das heißt Entgiftungsprozesse treten auf, Strukturen müssen sich neu regulieren. Muskelkater oder Kopfschmerzen können auftreten. Meine einfache Empfehlung hier: Viel Wasser trinken und sich ein wenig Ruhe gönnen. Das unterstützt den Prozess.

 

Mit welchen Beschwerden kommen die Patientinnen und Patienten meistens zu Ihnen?

Häufig mit Rücken-, Nacken- oder Schulterbeschwerden. Aber auch Bauch und Verdauungsprobleme können auf eine Funktionsstörung hinweisen. Die Behandlung ist immer erfolgreich, wenn es eine Funktionsstörung war, die vorlag. Im besten Fall wird die Ursache behandelt und das Symptom verschwindet.

 

Gibt es auch Beschwerden, die mithilfe der Osteopathie nicht behandelt werden können? Und wann kommt die Osteopathie an ihre Grenzen?

Ganz klar ja. Wenn Strukturen einmal zerstört wurden, können diese nicht mehr heilen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Arthrose. Zwar kann man mit einer Arthrose trotzdem zu mir kommen, um die Schmerzen langfristig besser zu kompensieren und ein besseres Gleichgewicht zu erlangen. Jedoch ist die Grenze der Heilung erreicht, wenn die Struktur bereits defekt ist. Die Ostheopathie setzt Heilfähigkeit voraus.

 

Eine weitere Grenze kann Energielosigkeit sein. Das System hat dann u. U. nach einer Grippe oder einem Burn-Out keine Energie, um die osteopathischen Impulse umzusetzen.

 

Stoffwechselerkrankungen, wie Rheuma, eine Autoimmunerkrankung oder Probleme mit der Schilddrüse könnte man behandeln, aber es darf keine Heilung erwartet werden. Hier sollte man auf die schulmedizinische Ebene vertrauen.

 

Auch an psycho-emotionale Grenzen kann ich mit der Osteopathie stoßen. Darunter fallen unter anderem Stress oder Traumata. Wenn dies die Ursachen sind, kann ich mit der Osteopathie zwar begleiten, aber die Spannungen werden immer wieder kommen und das ist keine Dauerlösung. Genau das kann ich aber mit der Hypnose auffangen.

 

Stimmt, Hypnose bieten Sie auch an. Wie sind Sie auf dieses Berufsfeld aufmerksam geworden?

Wie ich ja zu Anfang schon erwähnt hatte, bin ich immer enttäuscht, wenn ich an meine therapeutischen Grenzen stoße. Und da ich ja durch die Osteopathie keine psycho-emotionalen Zustände behandeln kann, da sie primär auf der körperlichen Ebene arbeitet, biete ich auch Hypnose an. Primär arbeitet man hier auf der unbewussten Ebene. 

 

Wie läuft eine Hypnosesitzung bei Ihnen ab? Viele haben vielleicht Angst sich an die Hypnose heran zu trauen.

Eins vorweg: Es läuft nicht wie in einer Fernsehshow ab und man läuft nachher als Huhn gackernd über die Bühne. 😃 Man wird auch nicht in eine tiefe Trance gelegt, wie es bei der klassischen Hypnose der Fall ist. Die moderne Form der Hypnose arbeitet anders. Man arbeitet sehr partnerschaftlich und ist in einer ständigen Kommunikation über die Stimme oder über bestimmte Körpersignale, z.B. Handhaltung. Der Prozess muss in jedem Fall und zu jedem Zeitpunkt für den Patienten verstehbar und plausibel sein. 

 

Was entgegnen Sie den Stimmen, die Osteopathie für esoterisch und „nicht anerkannt“ halten?

Ich vermute, dass bis vor einiger Zeit noch viel Unkenntnis bei dem Thema herrschte und viele deshalb nichts mit der Ostheopathie anfangen konnten. Man gerät dann schnell in eine stereotype Denkweise. Mittlerweile hat sich das zum Glück gewandelt. Die Osteopathie findet zunehmend Anklang. Die Menschen

 achten mehr auf sich und sind offener für alternative Heilmethoden.

 

Auch die Schulmedizin verweist inzwischen oftmals auf die Osteopathie. So können sich die Schulmedizin und die Osteopathie bei Behandlungen ausgezeichnet ergänzen. Wenn Sie unseren Leserinnen und Lesern drei gute Tipps auf den Weg geben dürfen, wie sie ihr Wohlbefinden verbessern können, welche sind das?

1. „Leben ist Bewegung“ Viel bewegen, aber nicht überlasten.

2. Viel energiereiches Wasser trinken und gesund ernähren. 

3. Frage den Körper, er weiß die Lösung. Lerne zuzuhören.

 

Liebe Frau Hinken, Sie haben uns mit viel Fachkenntnis und Herzblut das Berufsbild einer Osteopathin nähergebracht.  Und Sie haben sicherlich vielen unserer Leserinnen und Leser die Scheu genommen, bei Ihnen einen Termin zu buchen.